Bier brauen in Schwarz-Rot-Gold

Bier brauen in Schwarz-Rot-Gold

Craft Beer – also handwerklich gebrautes Bier – ist momentan wortwörtlich in aller Munde. Neben kleinen Brauereien gibt es auch immer mehr Privatleute, die selber Bier brauen. So auch Guido Lange, der zur Fußball-Europameisterschaft sogar eine EM-Edition kreiert hat.

Guido, seit wann braust du Bier und wie bist du darauf gekommen?
Aktiv braue ich seit eineinhalb Jahren. In Lüdenscheid sind wir aktuell drei aktive Brauer und drei mehr oder weniger Interessierte. Wir versuchen, Stück für Stück eine Brau-Community aufzubauen. Der Anstoß kam durch eine Pils-Suche, bei der ich einen Selbstbrauer kennengelernt habe. Im Prinzip ist selber Brauen für mich nur ein Fortführen des selber Kochens.

Ich komme zwar selbst aus dem Sauerland, aber von einer Pils-Suche habe ich noch nie etwas gehört.
Die kompletten Regeln würden an dieser Stelle wohl zu weit führen. Nur so viel: Es werden Pilsflaschen auf freiem Gelände versteckt und müssen gefunden werden. Es gibt Glückspilse, Giftpilse und vieles mehr…

Was ist das Besondere an deinem Bier?
In erster Linie, dass es „meins“ ist. Die heutigen Industriebiere sind mittlerweile mehr oder weniger Einheitsbiere und ich wollte mal was eigenes ausprobieren. Besondere Zutaten haben wir noch nicht verwendet, da wir uns erst einmal im Rahmen des Reinheitsgebots bewegen wollen.

Lässt das denn genug Vielfalt zu?
Ja, durch die Vielfalt an Hopfen, Malzen und Hefen gibt es Spielraum für allerlei Experimente.

Was ist das Besondere an deiner EM-Edition?
Eigentlich nichts, das war halt eine Schnaps- bzw. Bier-Idee, zur Fußball-Europameisterschaft das aktuelle Pils, das Irish Red (Kilkenny) und das Schwarzbier als EM-Edition herauszubringen. Durch die unterschiedliche Farbgebung in Schwarz, Rot und Gold sieht es auf jeden Fall richtig gut aus.

Und was kommt nach der EM?
Als nächstes stehen ein Weizen/Dinkel-Doppelbock, ein belgisches Trappistenbier und ein Kölsch auf dem Plan.

Wie funktioniert Bier brauen überhaupt? Mal ganz grob für Anfänger erklärt.
Zunächst wird das Malz geschrotet und dann eingemaischt. Die Maische wird 60 bis 90 Minuten lang in verschiedenen Stufen (Rasten) erhitzt (erhitzen, warten, erhitzen warten etc.), bis keine Stärke mehr vorhanden ist. Danach wird sie in einem Läuterbottich – quasi ein Topf mit Siebboden und Auslauf – geklärt (geläutert). Die gewonnene Vorderwürze wird nun gekocht und währenddessen mit Hopfen versehen. Diese Würze ist am Ende des Kochens die Stammwürze, die heruntergekühlt wird und dann die Hefe zugegeben bekommt. Es folgen Haupt- und Nachgärung und je nach geplantem Ablauf die Abfüllung in Flaschen oder Fässchen.

Und wie lange dauert es, bis so ein Kasten Bier fertig ist?
Am Brautag selbst benötigen wir bis zu sieben Stunden, um den Sud bis zur Hefegabe zu bringen. Die Hauptgärung benötigt je nach Hefe zwischen drei und 14 Tagen, danach folgt die Nachgärung und Reifung. Obergärige Biere benötigen vier bis sechs Wochen, untergärige bis zu acht Wochen bis zur Endreifung. Je nach verwendetem Gerät bekommen wir zwischen 20 und 50 Liter pro Braugang heraus.

Ganz ehrlich, wie viele Versuche hast du gebraucht, bis du das erste wirklich leckere Bier gebraut hast?
Das erste war sogar schon sehr gut trinkbar! Es waren eher die folgenden, bei denen ich experimentierfreudiger wurde, die nicht so doll waren: Mein erster Versuch eines Ciders ist auf jeden Fall vollkommen daneben gegangen.

Und was sagt deine Familie zu deinem Hobby?
Solange die Küche nach dem Brauen nicht vollkommen versaut ist, bekomme ich eigentlich nur Unterstützung. Mein eigener Bierkonsum hat sich übrigens eher reduziert, seitdem ich selbst braue, da ich Bier jetzt viel mehr als Genussmittel ansehe, nicht mehr als Arsch-voll-toll-Stoff.

Zu guter Letzt: Wer wird Fußball-Europameister?
Eins ist klar: Holland wird es nicht.

Mehr zur Lüdenscheider Braukunst und zur EM-Edition von Guido Lange erfahrt ihr auf der Facebook-Seite von Kessel-Bund.

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