Orangensorbet auf Zitrusragout mir Karamellhippe

Mallorca – kulinarische Lesung im Café Stanton

Ein Winter auf Mallorca mitten in Köln. Ein Vier-Gänge-Menü im Café Stanton begleitet von einer Lesung aus George Sands Mallorca-Reisebericht. So kann man Literatur gleich doppelt genießen. Eins vorweg: Die kulinarische Reise hat sich gelohnt!

Zu Weihnachten habe ich einen Gutschein für ein literarisches Dinner im Café Stanton geschenkt bekommen. Zwar wusste ich nicht, was mich erwartet, aber ich mag das Stanton, George Sand und die mallorquinische Küche – da konnte ja nicht viel schief gehen.

Zum Aperitif gab es einen Prosecco mit Waldbeerlikör und frischer Minze – dazu Chopin. Schließlich war George Sand nicht alleine nach Mallorca gereist, sondern mit ihrem Liebhaber. Dass sie außerdem noch ihre beiden Kinder mitgenommen hatte, erfuhren wir ein paar Minuten später von Annette Hartmann, der Veranstalterin von „Eßkultur“.  Und schon vorm ersten Gang wurden wir für eine Episode nach Mallorca entführt. Gott sei Dank nicht zu lang – was weder eine Kritik an George Sand noch an Sprecherin Susanne Rump sein soll: Ich hatte einfach richtig Hunger! Der wurde jedoch schnell von der Vorspeise gestillt: Empanadas gefüllt mit Gemüse und Schafskäse. Die waren sehr lecker, aber für ein Vier-Gänge-Menü fast zu reichlich. Aber wie gesagt, ich hatte Hunger, insofern will ich mich nicht beschweren.

Die Vorspeise: Empanadas gefüllt mit Gemüse und Schafskäse
Die Vorspeise: Empanadas gefüllt mit Gemüse und Schafskäse

Nach der Vorspeise begleiteten wir die Schriftstellerin und ihre Kinder auf eine Wanderung über die Insel. Immerhin ließ sich George Sand von der mallorquinischen Landschaft begeistern, während sie ansonsten mit kolonial anklingender Hochnäsigkeit über die bescheidene Unterkunft schimpft und die Inselbewohner als Affen bezeichnet. Naja, 1839 war man halt noch nicht pc. Mallorca war ihr zu unwegsam und die Einwohner zu bäuerlich. Wenigstens fand sie die Natur nicht zu natürlich.

Mandelbäume statt Weinanbau auf Mallorca

Nun aber zum zweiten Gang: Mandelsuppe (Caledereta d’ametles), eine Spezialität der mallorquinischen Küche, die ich nie zuvor probiert hatte. Serviert wurde die Suppe mit einer Scheibe Chorizo und der Hintergrundinformation, dass der Mandelbau auf Mallorca eher ein Zufallsprodukt war: Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde vor allem Wein angebaut, doch eine Reblausplage zerstörte die Weinhänge und die Bauern sattelten um auf Mandeln und Oliven. Erst in den 1960er Jahren hat man begonnen, auf Mallorca wieder Wein anzubauen und zu vermarkten.

Sprecherin Susanne Rump (links) und Moderatorin Annette Hartmann von Eßkultur führten durch den Abend
Sprecherin Susanne Rump (links) und Moderatorin Annette Hartmann von Eßkultur

Apropos Wein: Den haben wir bei unserem literarischen Dinner natürlich auch getrunken – allerdings keinen mallorquinischen, sondern einen einfachen spanischen Weißwein, der mit 20 Euro die Flasche nicht zu teuer war. Die Getränke zahlt man bei der kulinarischen Lesung übrigens extra, Essen und Literatur sind im Preis von 39 Euro enthalten. Und dafür wird einem einiges geboten: zum Hauptgang ein Schmorfisch (Pescado a la mallorquin) auf einem Gemüsebett aus Kartoffeln, Tomaten und Mangold. Dazu Rosinen, die dem ganzen  eine leichte Süße gegeben haben. Ich sag mal so: Die Empanadas waren sehr lecker, die Suppe auch, aber das hier war genau mein Ding! Da kann George Sand über die Mallorquiner schimpfen, wie sie möchte.

Mallorca kulinarisch: Schmorfisch mit Mangold und Kartoffeln
Mallorca kulinarisch: Schmorfisch mit Mangold und Kartoffeln

Nach diesem Hauptgericht konnte eigentlich nicht mehr viel kommen. Satt war ich auf jeden Fall geworden und die Köche im Stanton hatten es geschafft, sich von Gang zu Gang zu steigern. Und taten es weiter, denn zum Dessert kam das Highlight des Abends: ein Orangensorbet auf Zitrusragout mit Karamellhippe. Dazu liest Susanne Rump noch ein paar Seiten aus George Sands Autobiographie. Denn während sie in ihrem Mallorca-Bericht mit keinem Wort erwähnt, dass sie mit Chopin dort war, erfährt man in ihrer Autobiographie mehr über das Verhältnis der beiden zueinander und seine Arbeit während ihrer gemeinsamen Reise.

Alles in allem ein unterhaltsamer, informativer und vor allem leckerer Abend. Was für ein schönes Weihnachtsgeschenk!

Esskultur bietet übrigens nicht nur kulinarische Lesungen an, sondern auch Kochkurse. Werde ich sicherlich demnächst auch mal ausprobieren. Und wer noch nie im Café Stanton war, sollte das auch unabhängig von einer Veranstaltung mal tun. Die können nicht nur kochen, sondern achten bei den verwendeten Lebensmitteln auf Bioqualität und regionale Herkunft.

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